Fenerbahce Istanbul - Borussia Mönchengladbach 0:3 (Europa League, 6.12.2012)

Sükrü Saracoglu Stadion in Istanbul

Hagia Sophia: 10 Euro. Essen an der Galata-Brücke: 30 Euro. Mit der Fähre über den Bosporus zum Auswärtsspiel fahren: Unbezahlbar.

Borussias Fanmarsch zum Stadion von Fenerbahce Istanbul
Es sind wohl diese Momente, die den Europapokal so besonders machen: In letzter Sekunde buchstäblich auf die Fähre nach Kadiköy springen, auf Deck den Regen ins Gesicht prasseln lassen, auf die Lichter Istanbuls schauen und dabei wissen: Alles für Borussia! Gut, einfach nur gut.

3000 Borussen in der Stadt

Doch von vorne. Landung 11.55 Uhr, Anstoß 13.00 Uhr - für den Mittwochmittag stand noch das Pokalspiel bei Kasimpasa auf dem Zettel. Wenn denn alles gepasst hätte. Tat es aber nicht. Verspätet abgeflogen, in Istanbul auf ein freies Gate gewartet, und schon war der Anstoß nicht mehr machbar. Egal.

Immerhin blieb so ein wenig mehr Zeit für Istanbul. Neun Jahre nach dem ersten Besuch präsentierte sich die Stadt immerhin nicht im Schneechaos, dafür regnete es leider fast pausenlos. Schade. Fast zwangsläufig standen die klassischen Sehenswürdigkeiten auf dem Programm, Touri bleibt eben Touri. Festzuhalten bleibt, dass die Stadt nur so von Gladbachern wimmelte. Egal wohin man kam, überall waren die grünen Schals schon da. Selbst im großen Basar lauteten die ersten Worte der Händler nicht "Hello, my friend", sondern "Mönchengladbach?". Oder "Baschlatt", was aber wohl das gleiche meinte.

Gästeblock bei Fenerbace
Von der Fähre ins Stadion

Und dann hieß es auch schon: Auf zum Fußball. Mit der erwähnten Fähre ging es nach Kadiköy, wo bereits eine stattliche Anzahl Borussen auf die Ankunft der eigens "gecharterten" Borussia-Fähre wartete. Als die endlich eintraf, ging es geschlossen im Marsch - ich würde auf etwa 800 Teilnehmer tippen - durch die Straßen zum Stadion. Mit vielen Beobachtern am Straßenrand, ein wenig Pyro, aber ohne Zwischenfälle.

Stressiger wurde es am Stadion: Sämtliche Borussen, am Ende waren es wohl etwa 3000, mussten durch ein kleines, gelbes Tor in den Gästeblock. Als es 30 Minuten vor Anpfiff noch immer kaum vorwärts ging und von innen die ersten Gesänge zu hören waren, nahm das Gedränge doch unangenehme Züge an. Am Ende ging wohl alles gut - zum Glück. Immerhin: Unser Münzgeld durften wir entgegen der Ankündigung behalten, stattdessen drückten die Ordner sogar allen Gästen Schokoriegel in die Hand. Mal eine ganz neue Form der Deeskalierung...

Bengalos im Land of hope and glory
Proppevoller Gästeblock

Im Stadion bot sich jedem Borussen die freie Wahl zwischen Ober- und Unterrang. Meine Wenigkeit entschied sich für oben, wo es in einigen Bereichen ebenfalls recht eng zuging und zeitweise Stehen auf einem Bein angesagt war. Putzig, dass drei Minuten vor Anpfiff dennoch schlaue Menschen mit Karte in der Hand und dem Satz "Das hier ist aber mein Sitz" ankamen. Ääh... genau. Insgesamt waren es wohl die erwähnten 3000 Borussen - eine Zahl, auf die wir und auch Borussia stolz sein dürfen. Leider entsprach die Stimmung nicht immer dieser großen Zahl, war aber trotzdem ok.

39.000 Zuschauer waren es insgesamt, für ein Spiel ohne jede Bedeutung sicher ordentlich. Von Fenerbahce-Seite war der Support ebenfalls ganz ok, ab und zu wurde es richtig laut und man konnte das Potenzial für "große" Spiele erahnen. Auch ein paar Bengalos wurden immer wieder gezündet, nicht zuletzt von der kleinen Gruppe hinter der Zaunfahne "Land of hope and glory" direkt neben uns. Ein paar Nettigkeiten flogen während der 90 Minuten auch hin und her, ebenso ein paar Gegenstände, was angesichts des Fangnetzes aber recht sinnlos war. Am Ende aber alles halb so wild.

Sieg!
Überzeugender Sieg ohne Bedeutung

Zum Spiel muss man wohl nicht viele Worte verlieren. Saubere Vorstellung unser B-Mannschaft, die mit dem dritten Tor sogar den direkten Vergleich gegen Fener gewann. Die Türken wirkten irgendwie lustlos - wer will es ihnen verdenken. Trotzdem: 3:0 ist Istanbul zu gewinnen, tut der Borussia-Seele verdammt gut.

Schauplatz des Ganzen war das Sükrü-Saracoglu-Stadion im bereits erwähnten Stadteil Kadiköy. Benannt nach dem früheren türkischen Ministerpräsidenten Mehmet Sükrü Saracoglu, der von 1934 bis 1950 auch Chef des Vereins war, finden hier heute 50.500 Zuschauer Platz. Bei der Eröffnung 1907 sah die Arena im asiatischen Teil der Stadt freilich noch ganz anders aus, zuletzt änderte sich das Bild im Jahr 2006, seither ist das Stadion eine kompakte, moderne, aber nicht sonderlich spektakuläre Spielstätte.

Letzte Fähre nach Europa

Nach dem Spiel durfte der von den Fans geforderte Christofer Heimeroth die Humba vor dem Gästeblock anstimmen, wir uns noch 30 Minuten die Zeit vertreiben, ehe es im Sauseschritt zurück zum Fähranleger ging und erneut mit einem Sprung das letzte Schiff erreicht wurde. Glück gehabt. Es folgte eine Nacht mit Disco, Bier und Borussia-Liedern und am Freitagmittag die Rückreise ins verschneite Mönchengladbach.

Fazit: Mehr davon. Bitte!

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Sükrü Saracoglu Stadion von Fenerbahce Istanbul