Lille OSC - Montpellier HSC 4:1 (Ligue 1, 22.12.2012)

Grand Stade Lille metropole

Was lange währt, wird endlich gut: Acht Jahre lang musste der OSC Lille im Exil spielen, weil Denkmalschützer den bereits genehmigten Neubau des Stade Grimonprez-Jooris stoppten. Es folgten Gerichtsverfahren und irgendwann die Erkenntnis, dass kein Weg an einem Neubau vorbeiführt. Im Sommer 2012 war es endlich soweit: Der viermalige französische Meister hat wieder eine eigene Heimat. Zwar im benachbarten Villeneuve-d'Ascq, aber das störte am Ende niemanden.

Grand Stade von außen
Und so steht in der Nähe zur belgischen Grenze heute das mit einer Kapazität von 50.186 Zuschauern drittgrößte Stadion Frankreichs, das bei der EM 2016 als Spielort gesetzt ist. Und das den "Doggen" ungeahnte Zuschauerzahlen beschert: Beim Duell des Meisters von 2011 mit dem Meister von 2012 kommen am Ende sehr gute 44.735 Zuschauer. Was den Nachteil hat, das am Stadion nur noch wenige Karten zu haben sind, die "billigsten" für 55 Euro. Uff. Bezahlbar übrigens nicht mit Bargeld, sondern Kreditkarte. Schöne neue Welt.

Drei Ränge, geschlossenes Dach

Besonders spektakulär ist die Arena allerdings nicht. Von außen ähnelt das Stadion einem überdimensionalen Vogelhaus, innen beeindruckt in erster Linie die Größe mit immerhin drei Rängen. Immerhin zwei Besonderheiten kann das Grand Stade vorweisen: Zum einen lässt sich eine Hälfte des Spielfeldes über die andere schieben, um Konzerte oder auch Basketball beheimaten zu können. Zum Zweiten lässt sich wie auf Schalke das Dach schließen.

Choreo beim OSC Lille gegen Montpellier
Letzteres ist angesichts des Dauerregens heute der Fall, was mich in einen Gewissenskonflikt bringt. Denn einerseits ist Fußball nun mal ein Freiluftsport, und eine Grätsche auf regennassem Rasen einfach großartig. Andererseits wäre auf einem Acker wohl nie ein so attraktives Spiel möglich gewesen, wie es der OSC Lille 90 Minuten lang auf das Geläuf zauberte. Lange nicht mehr ein so gutes Spiel gesehen, das in einer Roten Karte nach einem spektakulären, doppelten Frust-Foul zudem eine dreckige Note hat. Tres bien.

Choreo und reichlich Gesang

Die Stimmung ist mit zunehmender Spieldauer dann auch erstaunlich gut, zeitweise wird es richtig laut, und gemeinsam mit der kleinen Choreo zu Beginn hinterlassen die OSC-Anhänger ein positives Bild. Für die Gäste gilt das nur bedingt: Nur etwa 30 haben die zugegeben sehr lange Strecke von 1000 Kilometern auf sich genommen, um den Noch-Meister zu unterstützen. In der ersten Halbzeit erscheint der wackere Haufen erst in der 10. Minute, nach der Pause wird er gar nicht mehr gesehen - zum Warum fehlt mir freilich jegliche Information.

Nach Schlusspfiff gestaltet es sich dann als unmögliche Aufgabe, den vor Anpfiff abgegebenen Regenschirm wieder abzuholen. Der Zettel mit der Nummer wird zwar abgegeben, schon 30 Sekunden später erinnert sich allerdings in dem Gewühle keine der unfähigen Damen mehr daran. Heißt für uns: Der Schirm muss trotz des Sauwetters in Frankreich bleiben, schließlich haben wir keine Zeit für lange Diskussionen, wartet in Belgien doch bereits der nächste Anpfiff...

Gästefans aus Montpellier  Geschlossenes Dach in Lille  Bengalisches Feuer in Lille

 
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