Die Warnung klang nach Weltuntergang: "Liebe Zuschauer, bitte verlassen sie sofort das Stadion. Ein schweres Unwetter ist im Anmarsch. Wir raten ihnen, unter der nahen Autobahnbrücke Schutz zu suchen", sagte der Stadionsprecher des VfB Speldorf mit aufgeregter Stimme. Kurz zuvor hatte der Schiedsrichter das NRW-Liga-Spiel gegen Rot-Weiss Essen in der 72. Minute unterbrochen.
Zu dunkel zum spielen
Tatsächlich sah die dunkle Wolkenfront mit ihren Blitzen alles andere als gemütlich aus. Am Ende blieb Mülheim zwar bis auf ein paar Regentropfen und starke Windböen verschont. Das große Problem jedoch: Nach der 30-minütigen Pause war die Sonne längst untergegangen - und da das Ruhrstadion über kein Flutlicht verfügt, war die einzige Lösung: Spielabbruch.
Zu diesem Zeitpunkt waren ohnehin nur noch etwa 500 der ursprünglich 3500 Zuschauer im Stadion. Als auch diese endlich den Rückzug antraten, dürfte man beim VfB kräftig durchgeatmet haben. Denn zunächst hatten die RWE-Fans an zwei Bierwagen Schutz gesucht und diese im Überschwang leicht ins Wanken gebracht, wenig später verhinderten Ordner - warum auch immer - ihnen den Zutritt zur Haupttribüne. Ein eigentlich öder Kick fand so doch noch ein ungewöhnliches Ende - und ich "durfte" im 964. Spiel meinen erst zweiten Spielabbruch vermerken.
Im verbotenen Teil der Tribüne
Schon vor Anpfiff hatte der VfB so seine Probleme mit den RWE-Fans: Einige Ultras waren auf den gesperrten Teil der Tribüne geklettert und verharrten dort trotz der Drohung, das Spiel nicht anzupfeifen. Erst das Eingreifen mehrerer Spieler bewog die Fans, ihren Standort aufzugeben und auf die Gegengerade zu wechseln, wo gut und gerne 1500 Essen-Anhänger versammelt waren. Respekt!
Es wären wohl noch einige mehr gewesen, hätte Essen nicht schon vorher den Aufstieg perfekt gemacht. So aber war ein wenig die Luft raus aus dem A40-Derby, in dem Speldorf sogar in Führung ging, unmittelbar nach der Pause jedoch der Ausgleich fiel. Bis, ja bis zur 72. Minute. (Zwei Tage nach dem Spiel wurde eine Neuansetzung beschlossen. Mehr dazu hier )
Stadion mit Geschichte
Erst seit dieser Saison spielt der VfB Speldorf im 6000 Mann fassenden Ruhrstadion, die gute alte
"Blötte" muss ehrgeizigen Bauprojekten weichen. Immerhin kehrt damit höherklassiger Fußball in ein Stadion zurück, das zwischen 1974 und 1976 sogar Zweitligafußball in Form des 1. FC Mülheim sah und 20.000 Mann Platz bot. Gründlich saniert, findet der Zuschauer heute eine nette Anlage vor, in der nur eines fehlt: Flutlicht.
Gespannt war ich auf die Stadionmusik, hoffte ich doch wie am Blötter Weg auf die Mülheimer Punkband Lokalmatadore mit ihrem Mülheim/Ruhr - da is Ruhrpott pur. Leider kam es anders:
Die Setlist des VfB Speldorf:
1. AC/DC - Hells Bells. Na, der Auftakt ist doch schon mal ok...
2. Hermes House Band - Chelsea Dagger. War/ist im Original Torhymne der Bayern, des FCN - und der Chicago Blackhawks! Diese Version: ein Verbrechen.
3. ??? - You'll never walk alone. Eine der ca. 347 Versionen des Klassikers. Natürlich ein Top-Song. Wirkt beim Fußball aber immer etwas anbiedernd.
4. De Höhner - Schenk mir dein Herz. Meine Damen und Herren, es singt für Sie: das Niveau.
5. Kamboo - Word of mouth. Das Original von Mike & The Mechanics: ein echter Ohrwurm. Dieser billige Party-Abklatsch: eine echte Schande.
6. Hermes House Band - Can not take my eyes of you (Stadion Version). Wenn ein Lied schon eine "Stadion Version" hat, ist alles gesagt. Grausam.
7. Rot-Weiss Essen - Opa Luscheskowski. Darf, soll, kann man nichts gegen sagen. *sing* "wir werden Essen nie vergessen... :-)
8. Hermes House Band - Heroes in the shirts. Alter, Alter, Alter. Dreimal die Kack-Band ist definitiv zu viel für meine Ohren.
Fazit: Nur DJ Ötzi bringt die 6. Bleibt einzig die 5-. Zum Gesamtstand.