Noch ein kleiner Bummel durch die City, und dann tauchten wir auch schon in die Unterwelt der Metro ab, um zwei Stationen später direkt vor dem Tofik Bakhramov-Stadion ans Sonnenlicht zurückzukehren.
Aserbaidschans berühmtester Fußball-Export
Tofik Bakhramov, Tofik Bakhramov – irgendwoher kennt der deutsche Fußballfan den Namen doch? Richtig: Seit dem WM-Finale 1966 galt "der Russe" als Verantwortlicher für das Wembely-Tor. Kollege Bakhramov nämlich war in jenem Spiel als Linienrichter im Einsatz und entschied beim berühmten Schuss von Geoffrey Hurst auf Tor. Eine Entscheidung, die ihn der Legende nach bis auf das Sterbebett ("Der Ball war drin, ich bin mir sicher“) begleitet haben soll.
Inzwischen ist aus "dem Russen" ein Aserbaidschaner und gleichzeitig der berühmteste Fußball-Export des Landes geworden. So berühmt, dass nach seinem Tod 1993 das Nationalstadion nach ihm benannt und vor dem Hauptportal eine Statue zu seinem Gedenken errichtet wurde. Enthüllt übrigens von keinem anderen als Geoffrey Hurst – auch in Aserbaidschan hat man Humor.
Ein überdimensionales C
Ich schweife ab. Vielleicht also ein paar Worte zum Stadion, das einigen Quellen zufolge von deutschen Kriegsgefangenen gebaut wurde. 30.000 Sitzplätze bietet es heute, wobei sich die Ränge von der hohen Haupttribüne bis hin zur eher flachen Gegengerade kontinuierlich verjüngen. Die Folge: Ein überdimensionales C - eine Reminiszenz an Stalin (das kyrillische C entspricht dem lateinischen S). Oder, um die etwas populärere Deutung meines Sitznachbarn zu wählen: Eine Ahnlehnung an ein römisches Kolosseum, wozu auch die vielen Säulen auf der Tribüne beitragen.
Sehr zur Freude des kleinen, aber recht sangesfreudigen Fanclubs begannen die Hausherren stark, gingen 2:0 in Führung, ehe wie aus dem Nichts der Anschluss fiel. Die Hoffnung währte jedoch nur bis zum 3:1 in der Schlussphase.
Lange Stunden an zwei Flughäfen
Mit dem Schlusspfiff begann für uns der vielleicht anstrengendste Teil der Tour - die Rückreise. Erst um 03.50 Uhr startete der Flieger nach Riga, was uns langwierige Wartestunden am Flughafen einbrachte. Aber auch das ging vorbei, sodass am frühen Morgen Riga erreicht war. Hier galt es, noch einmal läppische sechs Stunden zu überbrücken, und um 14 Uhr Zeit hatten wir wieder deutschen Boden unter den Füßen. Noch zwei Stunden im Auto, dann war das gute, alte Mönchengladbach erreicht und eine unvergessliche Tour ging eigentlich viel zu früh zu Ende…