Das Bild vor dem Kadrioru Stadion hatte schon etwas Skurriles: Im Fünf-Minuten-Takt fuhren kurz vor Anpfiff Taxen vor und spuckten eins nach dem anderen deutsche Fußballfans aus, die wenige Minuten zuvor noch in der Le Coq Arena zu Gast waren. Höchste Zeit, dass die Sommerpause endet... Immerhin durfte sich so der Manager der Kassenwart die Rentnerin im Kassenhäuschen über eine nette Einnahme freuen, kamen doch geschätzte 200 Zuschauer zum Spiel des Vierten gegen den Zweiten.
4750 Zuschauer fasst das Rund, in dem auch der amtierende Meister FC Levadia seine Heimspiele austrägt. Der Großteil findet selbstredend auf der Haupttribüne Platz, doch auch gegenüber steht eine kleine Holztribüne mit einigen Sitzschalen. Hinter den Toren dagegen herrscht gähnende Leere - sieht man einmal von den fünf Stühlen ab, die einen kurzen Weg zum Bierausschank ermöglichen und prompt von deutschen Gästen belagert werden. Offiziell eröffnet wurde die Spielstätte bereits im Juni 1926, sein heutiges Aussehen verdankt das Kadrioru Stadion allerdings umfassenden Renovierungsarbeiten in den Jahren 1999 und 2000.
Keine Fans auszumachen Das Spiel ist recht ausgeglichen, da aber sowohl auf den Rängen als auch auf dem Platz echte Emotionen fehlen auch ein wenig langweilig. Erst nach dem 1:0 der Hausherren in der 51. Minute kommt eine schärfere Gangart ins Spiel, die zwar verletzte Spieler, aber keine Tore mehr bringt. Damit leistet der TVMK dem Lokalrivalen Levadia Schützenhilfe, der zeitgleich in Pärnu gewinnt und seinen Vorsprung auf Verfolger Trans Narva auf stattliche zehn Punkte ausbaut. Zu den Klängen von Xavier Naidoo - warum auch immer - führt der Weg aus dem Stadion heraus in Richtung Altstadt, ehe nach einem letzten Abendessen der Bus Richtung St. Petersburg bestiegen wird.